Studienergebnis: Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen brauchen mehr Unterstützung!
Eine aktuelle Studie zur psychischen Gesundheit zeigt: Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen sind stärker psychisch belastet und brauchen mehr Unterstützung für ihre mentale Gesundheit. Denn: Die psychische Verfassung der Eltern wirkt sich in erstaunlich hohem Maß auf ihre Kinder aus, so das Ergebnis der Untersuchung. Die Ergebnisse des Vorarlberger Forschungsprojektes der aks Wissenschaft und der aks Kinderdienste wurden im Journal „Frontiers in Public Health“ publiziert.
Ängste und Depressionen der Eltern
Über die psychische Gesundheit von Kindern gibt es mittlerweile viele Studien. Zur psychischen Gesundheit ihrer Eltern hingegen besteht noch Forschungsbedarf. Für diese Studie haben 954 Eltern und Erziehungsberechtigte der jungen Patientinnen und Patienten während des ersten Corona – Lockdowns 2020 an der Befragung teilgenommen.
Mit Hilfe standardisierter Fragebögen wurde in Telefoninterviews erhoben, inwieweit Eltern selbst unter Depressionen und Ängsten leiden und ob sich diese auf das Verhalten ihrer Kinder auswirkt: „Eltern von Kindern mit körperlichen oder psychischen Erkrankungen sind grundsätzlich sehr belastet und ihnen kommt bereits im Alltag wenig Aufmerksamkeit zu. Was aber passiert, wenn plötzlich alle unterstützenden Angebote wegfallen?“ so Susanne Bauer, Ärztliche Leiterin der aks Kinderdienste zur Fragestellung.
Ergebnisse zeigen Zusammenhang
Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen stärker psychisch belastet sind. 7.9 % erfüllen die Kriterien für eine aktuelle Depression, im Vergleich zu 4.7 % der Vorarlberger Allgemeinbevölkerung. Ebenso erfüllen 7.3 % der Eltern die Kriterien für eine Generalisierte Angststörung.
Zudem konnte ein Zusammenhang zwischen den elterlichen Depressions- und Angstsymptomen mit psychischen Symptomen und Verhaltensweisen ihrer Kinder festgestellt werden: 17% der Kinder von depressiven Eltern zeigten erhöhte Werte im Bereich aggressives Verhalten, 9% einen erhöhten Medienkonsum und 15% wiesen einen erhöhten Anteil von Schlafproblemen auf. Ähnliche Zahlen konnten bei Eltern mit Angstsymptomatik festgestellt werden.
Handlungsbedarf
Die Kinder- und Jugendpsychiaterin sieht nach der Publikation der Studienergebnisse Handlungsbedarf: „Man weiß, dass viele Eltern nicht von sich aus Hilfe suchen“, so Susanne Bauer. Ideal wäre es, die psychische Gesundheit der Eltern routinemäßig zu erheben, um rasch und unkompliziert Unterstützung anbieten zu können. Eine Aufgabe, die die behandelnden Institutionen übernehmen könnten. Dazu benötigt es eine Koordinationsstelle, die bereits etablierte Systeme und Stakeholder (Kinder-und Jugendfachärztinnen und -ärzte, Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und-psychiater, Erwachsenenpsychiaterinnen und -psychiater, therapeutische Teams) vernetzt und für Elternteile zeitnah Termine organsiert. Miteinzubeziehen sind neben den niedergelassenen Fachärztinnen-und Fachärzten Spezialambulanzen sowie Psychotherapeutinnen- und Therapeuten.
Die Studie wurde vom Land Vorarlberg gefördert.
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