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Die Haltung der Bevölkerung gegenüber psychisch kranken Menschen ist stark von Vorurteilen geprägt. Dies fördert die Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen weiß Sozialarbeiter Johannes Wolf-Nuderscher von der aks gesundheit.

 

Was versteht man genau unter Stigma?
Wolf-Nuderscher: Stigmatisieren bedeutet jemanden brandmarken, jemandem oder einer ganzen Gruppe bestimmte, von der Gesellschaft als negativ bewertete Merkmale zuordnen, jemanden in einer diskriminierender Weise kennzeichnen.

 

Inwieweit sind psychisch Kranke davon betroffen?
Wolf-Nuderscher: Psychisch Kranke, und hier vor allem an Schizophrenie Erkrankte, sind in einem besonders hohen Ausmaß davon betroffen. Sie gelten gemeinhin oft als unheilbar, unberechenbar und gefährlich. An diesem falschen Bild sind auch manche Medien mitverantwortlich.

 

Inwiefern?
Wolf-Nuderscher: Die Medienberichterstattung über psychisch Kranke in Fernsehen und Printmedien ist oft sehr negativ. Wer kennt nicht die Schlagzeile, dass ein „mutmaßlich geistesgestörter Täter“ eine abscheuliche Gewalttat begangen hat. Dabei sind Gewalttaten psychisch Kranker statistisch nicht häufiger als in der  Durchschnittsbevölkerung.

 

Was hat diese Stigmatisierung für die Betroffenen für Konsequenzen?
Wolf-Nuderscher: Die Folgen sind geringeres soziales Ansehen, Arbeitsmarktchancen und soziale Teilnahme sowie Ausschluss und Isolierung. Die sozialen Folgen der Stigmatisierung müssen als zweite Krankheit verstanden werden unter der die ganze Familie leidet.

 

Inwieweit sind auch die Angehörigen von Stigmatisierung betroffen?
Wolf-Nuderscher: Auch die Angehörigen sind von Isolation, Ängsten vor allem aber Schuldzuweisungen betroffen. Oft werden in der Öffentlichkeit Eltern ungerechterweise für die psychische Erkrankung ihres Kindes verantwortlich gemacht, die Schuld in falscher Erziehung, schlechtem Familienklima gesucht.

 

Wie kann man dieser Stigmatisierung entgegenwirken?
Wolf-Nuderscher: Auf der gesellschaftlichen Ebene unternimmt man Versuche zur Entstigmatisierung durch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärungsarbeit und Anti-Stigma-Kampagnen. Aber die Veränderungen von Einstellungen und Haltungen der Bevölkerung dauert sehr lange. Zudem hat Stigmatisierung sowohl eine individuelle als auch eine gesellschaftliche Funktion.

 

Was meinen Sie damit?
Wolf-Nuderscher: Stigmatisierung von anderen hilft, die eigene Normalität zu betonen, denn ohne die Stigmatisierten wäre es kein Vorteil, „normal“ zu sein.
Auf gesellschaftlicher Ebene werden Aggressionen und Unzufriedenheiten auf Randgruppen, wie eben die psychisch Kranken kanalisiert.

 

Wie kann man den Betroffenen helfen?
Wolf-Nuderscher: Ein anderer Ansatz ist die Befähigung der psychisch Kranken zur Stigmabewältigung. Dazu ist es notwendig, dass die Kranken ihre Diagnose kennen, dass sie fachlich begründetes Wissen über sie erwerben und dass sie sich auf die Auseinandersetzung mit ihr einlassen. So können sie die unrichtigen und ungerechten Vorurteile als solche erkennen und sich dagegen wehren.

 

Was bietet in dieser Hinsicht die aks gesundheit an?
Wolf-Nuderscher: Einerseits versuchen wir die Öffentlichkeit z. B. durch unsere Vortragsreihe „Von der Seele reden“ über psychische Krankheiten zu informieren und damit Vorurteile und falsche Vorstellungen abzubauen. Andererseits unterstützen wir unser Klientel in Einzel- und Gruppengesprächen in eben dieser Stigmabewältigung, denn die Betroffenen brauchen jetzt Hilfe.

 

Gibt es sonst noch Aktivitäten in diese Richtung?
Wolf-Nuderscher: Ein weiterer Aspekt ist der gemeinsame Dialog von Betroffenen und Nicht-Betroffenen. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Vorurteile sich durch einen direkten Kontakt schneller abbauen lassen. Der Rahmen für den gemeinsamen Dialog muss jedoch hergestellt werden. Da haben sich z. B. offene Café-Zeiten wie in unserem Montags-Café, verschiedene Feste und Tage der offenen Türe bewährt, bei denen wir auch mit Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten.

Veröffentlicht am:
03. Dez. 2013
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