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Was ändert sich am Suizidgeschehen?

Was ändert sich am Suizidgeschehen?

Entwicklungen und Tendenzen im Suizidgeschehen, die anlässlich des Suizidpräventionstages am 10. September vom aks präsentiert wurden.

Die gute Nachricht zuerst: Vorarlberg ist österreichweit das Bundesland mit den wenigsten Suiziden, so ein Ergebnis des aktuellen Suizidberichts des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks). Während österreichweit die Suizidzahlen signifikant gestiegen sind, lässt sich diese Tendenz für Vorarlberg nicht eindeutig feststellen. Für eine wissenschaftliche Ursachensuche des bundesweit sprunghaften Anstiegs ist es noch zu früh.

 

Risikogruppe Ältere

 

Ein internationaler Trend, der hingegen seit Jahren zu beobachten ist, ist die Zunahme der Suizide mit dem Lebensalter. In Deutschland zum Beispiel stirbt alle zwei Stunden ein Mensch über 60 durch Suizid. Ein Muster, das in Vorarlberg nicht zu erkennen ist: „Das hängt wohl mit der guten Versorgung alter Menschen, mit der überschaubare Größe von Alten- und Pflegeheimen und mit dem Ausbau der Hauskrankenpflege zusammen“, ist im Suizidbericht 2022 nachzulesen.

 

Indikator der psychischen Gesundheit

 

„Wissenschaftlich erhobene Suizidzahlen sind einer der verlässlichsten Indikatoren für die psychische Gesundheit einer Gesellschaft“, erklärt Reinhard Haller, einer der Autoren, die Bedeutung der Registerdaten. Dadurch lassen sich nicht nur Entwicklungen im Suizidgeschehen, sondern auch Anregungen für wertvolle Präventionsmaßnahmen ableiten, weiß Albert Lingg, ebenso langjähriger Autor des Berichts: „Die Daten des aks-Registers geben uns Expertinnen und Experten immer wieder hilfreiche Anregungen für neue Schwerpunktsetzungen in der Suizidprophylaxe.“

 

Ein Beispiel dafür sind die Zahlen zur Geschlechterverteilung: Diese zeigen – national, international und in Vorarlberg – ein konstantes Verhältnis von männlichen zu weiblichen Suizidanten im Verhältnis 3:1 bzw. 4:1. In der Prävention wird deshalb vermehrt der Fokus auf die Risikogruppe der Männer gelegt.

 

Neue Risikogruppe Gesundheitsberufe

 

Eine neue Risikogruppe sind, neben Menschen mit Migrationshintergrund und/ oder Fluchterfahrung, Burnout- und Mobbing Betroffenen, die Gesundheitsberufe: Untersuchungen haben gezeigt, dass hier insbesondere Frauen häufiger von Suizid betroffen sind. Im Vergleich mit anderen hochqualifizierten Berufen ist das Suizidrisiko bei Tierärztinnen und Tierärzten am höchsten: Tierärzte versterben doppelt so häufig an Suizid, wie Vergleichspersonen aus der Bevölkerung, Tierärztinnen sogar fast dreimal so häufig.

 

Entwicklungen bei den Suizidmotiven

 

Soziale Belastungen wie Familien- und Partnerschaftsproblemen erhöhen das Suizidrisiko, wobei die Arbeitslosigkeit hier durchgehend an erster Stelle der Suizidmotive steht.

Wie groß der Einfluss von Suizid-Foren auf die Motivation zur Selbsttötung ist, ist umstritten. Einerseits bieten sie Selbsthilfeangebote für Menschen mit Suizidgedanken, andererseits liefern sie aber auch Pro-Suizid-Angebote.

 

Überraschenderweise hat sich die Pandemie vorerst nicht auf die Suizidzahlen ausgewirkt, im Gegenteil: Bei den ersten Lockdowns im Jahr 2020 war sogar ein Rückgang der Suizide und Suizidversuche zu beobachten. Dies hat wohl mit der Intensivierung des Hilfsangebots zu tun.

 

„Im weiteren Verlauf hat dieser Effekt nachgelassen, aber auch nicht zu einer signifikanten Zunahme der Suizidzahlen geführt“, ist im Bericht zu lesen, weder national, noch in Vorarlberg. „Inwieweit die besonders die Psyche betreffenden Long-COVID-Folgen sich auch in Veränderungen der Suizidzahlen manifestieren werden, wird der Verlauf in den nächsten fünf Jahren zeigen“, heißt es außerdem.

 

Mehr Hilfsangebote gefordert

 

Eine Aussage des Berichts stimmt, trotz der niedrigen Suizidraten in Vorarlberg, nachdenklich: “Bei uns sterben mehr Menschen an Suizid, als durch Verkehrsunfälle, Morde, Drogen und Aids gemeinsam.“

Vermehrte Angebote für Menschen in psychischen Krisen und die Enttabuisierung und Sensibilisierung der Bevölkerung könnten hier hilfreiche Hebel zur Suizidprävention sein: „Akute psychische Krisen erfordern – wie somatische Notfälle – zielgerichtete Erstmaßnahmen und die Organisation professioneller Hilfe. Auch die Sensibilisierung für den Umgang mit Menschen in seelischer Not sollte in unserer Gesellschaft weiter verstärkt werden“, fordert Oliver Rohrer, Leiter der Sozialpsychiatrischen Dienste des aks.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan: Bei „Erste Hilfe für die Seele“ Seminare für Laien wurden durch die aks gesundheit GmbH in Vorarlberg schon über 200 Personen zu Ersthelfer:innen für Psychische Gesundheit ausgebildet. Für Menschen in akuten psychischen Krisen gibt es – Dank eines Pilotprojekts – erweiterte Dienstzeiten der Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) in den Bezirken Dornbirn und Bregenz.

 

 

Suizidbericht 2022 downloaden

 

„Erste Hilfe für die Seele“

Veröffentlicht am:
08. Sep. 2023
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