„Altern, ohne alt zu werden“ und „aktiv altern“ sind Ausdrücke, welche von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) angewendet werden. Inkontinenz steht diesem Ziel sehr hinderlich gegenüber. Zwar ist die Harninkontinenz in allen Altersgruppen vertreten, trotzdem ist sie im Alter sehr verbreitet und wirkt sich entscheidend auf den Alltag der Betroffenen aus, weiß Frau Amort aus ihrem Alltag als (In)Kontinenzberaterin zu berichten.
Warum erkranken im Alter immer mehr Menschen an Inkontinenz?
Amort: Inkontinenz ist keine Krankheit. Sie ist ein Symptom, das im Alter vermehrt auftritt und häufig sehr belastend für die betroffene Frau oder den betroffenen Mann ist.
Was sind die Ursachen für Inkontinenz im Alter?
Amort: Die Ursachen der Blasenfunktionsstörungen im Alter sind vielfältig. Veränderungen im zentralen Nervensystem, in der Blase selbst oder ein schwacher Beckenboden unterliegen der natürlichen Alterung. Auch mehrere Erkrankungen gleichzeitig wie z. B. Zuckerkrankheit und eine zusätzliche Nervenschädigung kann zu Veränderungen direkt in der Blase führen.
Gibt es auch Krankheiten, die sich direkt auf den Beckenboden auswirken?
Amort: Ja, durch eine chronische obstruktive Lungenerkrankung, als COPD bekannt, kann es zum Beispiel durch das ständige Husten zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kommen und somit zu einer Belastungsinkontinenz führen.
Wie gehen betroffene Personen mit der Inkontinenz um?
Amort: Der Kontrollverlust über die Blase führt häufig zu einem Verlust an Selbstvertrauen, was wiederum zur Reduktion sozialer Kontakte führt. Das kann bis zur Isolation und Depression gehen. Wer dauernd fürchten muss, dass er Harn oder Stuhl verliert, begibt sich nicht mehr gerne in Gesellschaft.
Wie können Angehörige oder pflegende Personen helfen?
Amort: Vor allem bei älteren Menschen, die auf Betreuung oder Pflege angewiesen sind, kommt den Angehörigen und Pflegenden eine große Bedeutung zu. Diese müssen die Kontinenzprobleme der Betroffenen genau beobachten, um ihnen eine optimale Unterstützung gewähren zu können.
Hiezu kommt, dass Inkontinenz nach wie vor ein Tabuthema ist. Über Inkontinenz spricht man erst, wenn der Leidensdruck so hoch ist, dass die Betroffenen eine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Das heißt: Ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt ihres Vertrauens oder mit einer Inkontinenzberaterin ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Warum ist Inkontinenz so ein Tabuthema?
Amort: In unserer heutigen Zeit legt man sehr viel Wert auf Sauberkeit und Hygiene. Schon Kleinkinder werden auf Sauberkeit erzogen und trainiert. Sie können sich vorstellen, dass der Verlust über die Kontrolle der eigenen Körperfunktionen in diesem Fall schwieriger anzusprechen ist als bei anderen Krankheiten, und trotzdem macht es Sinn, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen.
Sind Frauen oder Männer mehr betroffen?
Amort: Frauen sind mehr betroffen. In jüngeren Jahren werden Frauen durch Schwangerschaft und Geburt mit dem Beckboden konfrontiert. Es ist wichtig, dass junge Frauen schon vor der Geburt und besonders nach der Geburt (12 Wochen danach) mit dem Beckenbodentraining beginnen. In späteren Jahren, den Wechseljahren, wird es für die Frauen durch die Hormonveränderung wieder zum Thema.
Welche Maßnahmen können helfen?
Amort: Eine frühe Aufklärung über mögliche Therapien, geeignete Hilfsmittel aber auch Medikamente können unterstützend wirken. Dies aber nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt. Nur so kann die Inkontinenz im Alter als soziales und wirtschaftliches Problem erkannt und verbessert werden. Weitere unterstützende Maßnahmen sind Blasentraining, Toilettentraining, Beckenbodentraining und geeignete Hilfsmittelversorgung.
Tipps für den Alltag
Alltagsregeln für einen fitten Beckenboden
Auf der Toilette