Der Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin (aks) als traditionsreiche Gesundheitsorganisation evaluiert regelmäßig neue wissenschaftliche Entwicklungen.
Ein Interview mit GF Mag. Georg Posch, Prof. Dr. Gabriele Nagel und Prof. Dr. Florian Kronenberg.
Was waren die Schwerpunkte des 3. Gesundheitsforum Lingenau?
Posch: Es hat viele spannende Themen gegeben. Herausheben möchte ich vom 1. Tag die zunehmende Bedeutung der Genetik in der Präventivmedizin, die Digitalisierung in der Medizin, die gesundheitlichen Probleme der Luftverschmutzung und berührende Fakten zur Entwicklung von Kindern nach besonderen Belastungen.
Herr Prof. Kronenberg, sie leiten die Genetische Epidemiologie an der Med. Uni. Innsbruck und haben über Sinn und Unsinn von genetischen Untersuchungen bei Gesunden ohne familiäre Risikofaktoren referiert.
Kronenberg: Die technische Entwicklung erlaubt uns heute sehr rasche differenzierte genetische Untersuchungen, bei massiv gefallenen Untersuchungskosten. Das hat zu teilweise unseriösen Angeboten der Industrie hauptsächlich über das Internet geführt. Für die Epidemiologie und die Erkennung von Zusammenhängen genetischer Veränderungen und Krankheiten sind diese neuen Möglichkeiten der Polymorphismen-Bestimmungen außerordentlich wertvoll. Für Einzelperson sind diese Untersuchungen in den meisten Fällen jedoch nur von sehr zweifelhafter Bedeutung.
Frau Prof. Nagel, Sie haben das Thema Luftverschmutzung und Gesundheit behandelt.
Nagel: Im Rahmen einer großen europäischen Studie konnten wir die Gesundheitsdaten mit den Daten der Luftuntersuchungen des Umweltinstitutes Vorarlberg zusammenführen. Ergebnisse liegen von Nordschweden (Umea) bis Südeuropa (Athen) vor. Vorarlberg liegt bei den kleinen Feinstaubpartikeln im Mittelfeld, bei den größeren (PM10) und Stickstoffdioxid im unteren Drittel. In Beziehung zur Bevölkerung zeigt sich, dass selbst Feinstaubwerte (PM 2,5) unter dem europäischen Grenzwert zu einer Erhöhung der Sterblichkeit führen. Auch wurden Zusammenhänge mit Lungenkrebs, vor allem wenn Feinstaub Schwefel und Nickel enthält, nachgewiesen.
Fortsetzung folgt.
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